Live-Berichte (1)

Kathmandu, 31.3.00 16.02 Uhr

So, hier nun die ersten Meldungen aus der Ferne. Bis jetzt läuft alles wie geplant. Am 29.3. landeten wir 14.30 Uhr sicher auf dem Flughafen in Kathmandu. Nach einem bewegenden Abschied auf dem Dresdner Hauptbahnhof, viele Freunde mit letzten guten Wünschen, Geschenken und Marschverpflegung, aber auch uns unbekannte ältere Bergfreunde, die uns mit Tränen in den Augen viel Glück wünschten. Die Flugreise war diesmal nicht so belastend, da die DC 10 nach Dacca, der Hauptstadt Bangladeshs, nur zur Hälfte ausgelastet war. So konnten wir es uns auf den Sitzreihen richtig bequem machen und schlafen. Nach 5 Stunden Aufenthalt in Dacca ging es dann weiter, diesmal mit einer kleineren Maschine, nach Kathmandu.

Hier in Kathmandu ist schönes Wetter, Temperaturen um die 25 °C und Sonnenschein. Aber die Stadt wird immer mehr vom Fahrzeugverkehr belastet. Eine Smogwolke hängt über der Stadt. Jedes Jahr werden es mehr Fahrzeuge hier, und die Verbrennung scheint bei 2/3 zur Fortbewegung und 1/3 zur Umweltbelastung zu sein.

Mittlerweile ist Werner Angermann zu uns gestoßen. Der 49-jährige, aus Dresden stammende Diplomingenieur will mit uns den Baruntse besteigen und danach mit der Trekkinggruppe zurückwandern.

Über Langeweile können wir uns derzeit nicht beklagen. Für eine Stadtbesichtigung bleibt im Moment keine Zeit. Die Aufgaben sind verteilt und jeder hat damit alles bis zum Abflug zu schaffen. Götz kümmert sich um die bürokratischen Sachen bei unserer Agentur und dem Ministerium. Ray ist mit der Auslösung unseres Gepäcks aus dem Zoll beschäftigt, ich kümmere mich um die Technik sowie die Trekkingtour und alle anderen sind mit dem Schreiben der Adresse für die Grußpostkarten beschäftigt. Dann müssen alle noch unterschreiben. Heute abend soll der größte Schwung erstmal geschafft sein, ca. 2000 Karten haben wir bis jetzt geschrieben. Aber wie wir aus Deutschland gehört haben, reißt der Strom der Spenden nicht ab. Es ist schon ein tolles Gefühl, so ein mitfieberndes Publikum zu haben. Einen ganz großen Dank schon mal von dieser Stelle. Per Fax bekommen wir alle Spenderadressen von denen, die Einzahlungen nach unserer Abreise getätigt haben. Diesmal können wir sogar Spenden bis zum 20.5.2000 entgegennehmen. Das ist dann allerdings der letztmögliche Termin und die Grußpostkarten werden dann etwas später ankommen. Diesmal ist es uns erstmals gelungen, Briefmarken mit einem Bergmotiv zu bekommen, dem Mount Everest. Das freut uns natürlich, und die Sammler wahrscheinlich noch mehr.

Morgen, am Samstag, ist dann großes Tonnenpacken angesagt, und am Sonntag dem 2.4. fliegen wir in zwei Gruppen nach Lukla, um dann am nächsten Morgen ganz zeitig in Richtung Basecamp zu fliegen, wieder in zwei Gruppen. Der Grund für die Gruppen liegt einerseits an einer neuen Reglung der Regierung, es dürfen nur sieben Personen pro Flug mitfliegen und der andere im Gewicht des Gepäcks. Wir haben insgesamt ca. 3000 kg und das wäre zuviel für einen Hubschrauber, da er in einer Höhe von 4800 m nicht mehr sicher landen kann. Wir fliegen natürlich nicht ins Basecamp mit sondern steigen unterwegs in einem Bergdorf namens Tashigoan (ca. 2500 m Höhe ) aus, um uns während eines ca. 7-tägigen Marsches ins Basecamp zu akklimatisieren.

Wie uns Elisabeth Hawley, die englische Journalistin in Kathmandu, die die Statistiken über die Achttausenderbesteigungen führt, mitteilte, ist eine Gruppe, die ebenfalls ins Makalu-Basecamp wollte, vor dem 4200 m hohen Paß Shipton La wegen zuviel Schnee umgedreht und nach Kathmandu zurückgekehrt. Allerdings waren die Träger schlecht ausgerüstet, keine warmen Sachen und barfuß bzw. mit Badelatschen. Wir haben für unsere Träger dicke Kleidung, festes Schuhwerk, Handschuhe, Mützen und Sonnenbrillen besorgt, so dass es damit keine Probleme geben dürfte.

Unser Hauptproblem ist im Moment unser noch nicht angekommenes Spezial-Gefahrgut mit den Gaskartuschen. Obwohl schon alles mit Austrian Airlines geklärt war - die Kartuschen wurden von einer Fima explosionsicher verpackt - weigerte sich die Fluglinie auf einmal, das Gepäck mitzunehmen. So kommt es jetzt erst am Sonntag in Kathmandu mit einer anderen Airline an. Mit Hilfe unserer Agentur wird es aber so organisiert, dass unsere Trekkinggruppe die Gaskartuschen mit ins Basislager bringt. Bis dahin reichen wir noch mit unseren Altbeständen und geborgtem Gas.

Ansonsten geht es allen, bis auf einen kleineren grippalen Infekt bei mir, sehr gut, und alle freuen sich auf den Abflug am Sonntag. Übrigens: gestern waren wieder eingeladen bei unserem Sirdar Mingmar Sherpa zum Abendessen, es war vom Feinsten.

Frank Meutzner im Namen der ganzen Expeditionsmannschaft

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