Live-Berichte: Richtigstellung verschiedener Zeitungsartikel

Basislager, 20.5.00

Liebe Leser, nun haben wir ja eine ganz schöne Weile nichts über unseren Expeditionsfortgang für das Internet geschrieben. Aber da wir nicht im Basislager weilten, war das auch nicht möglich. Per Satellitentelefon informierten wir die SÄCHSISCHE ZEITUNG, die sehr sachlich darüber berichtete. Mittlerweile ist ja der Expeditionserfolg und der tragische Tod von Bernd durch alle Medien gegangen. Wir sind erfreut darüber, wie sachlich und wahrheitsgemäß die meisten Zeitungen darüber berichteten.

Aber es gibt auch immer wieder die "Schwarzen Schafe", die irgendwas entscheidendes weglassen oder erfinden.

Morgenpost-Reporter Sven Fischer hält dabei die Spitze. So berichtet er am 19.5. über eine Dresdner Himalaya-Expedition obwohl es eine Sächsische Expedition ist. Expeditionsmitglied Olaf Zill wird beim Gipfelgang gleich mal weggelassen, obwohl er sogar der erste auf dem Gipfel des Makalu war. So wird mal ganz schnell aus einer Fünfer- eine Vierergruppe gemacht. Reinhold Messner scheiterte garantiert nicht dreimal am Gipfelgrat, wie Fischer schreibt, denn bei seinem Versuch einer Winterbegehung erreichte er diesen nämlich gar nicht. Die Interwiewantworten von Götz Wiegand werden ganz einfach anders wiedergegeben. So hüllten wir Bernd nicht eine Decke sondern in ein Zelt ein und begruben ihn nicht in einer Felsspalte, sondern auf einer kleinen Plattform.
Auf den Vorwurf (wieso eigentlich Vorwurf), dass in Dresden einige zweifelten, ob Bernd für den Makalu tauglich sei, antwortete Götz nicht wie abgedruckt: "In dieser Höhe kann halt immer was passieren" sondern: "Ich halte Bernd schon dafür tauglich, ich war mit ihm schon 1992 im Kunlunschan über 7000 m Höhe unterwegs und außerdem hat Bernd schon einige Siebentausender bestiegen, aber in dieser Höhe kann immer etwas unvorhergesehenes geschehen". Bernds alpinistische Erfahrungen lagen Fischer während des Interviews übrigens in schriftlicher Form vor. Vielleicht sollte Fischer in Zukunft bei Interviews ein Aufzeichnungsgerät verwenden, um eine wahrheitsgemäße Wiedergabe zu gewährleisten.

Auch in dem Artikel in der BILD-Zeitung Dresden vom 19.5.00 von U. Garten und A. Münchow sind einige gravierende Fehler enthalten. Der schlimmste stammt von einem angeblichen Insider, besser wäre es vielleicht gewesen, einen Fachmann zu konsultieren. Denn folgende Aussage wird über das Höhenproblem in BILD getroffen: "Der Aufenthalt in diesen Höhen ist immer ein Risiko. Durch die Druckverhältnisse kommt es zur Verdünnung des Blutes, ein Teil des Gehirns wird praktisch abgeschaltet. Alle Bewegungen werden nur noch roboterhaft ausgeführt. Das kann zu einer Überschätzung der Kräfte führen."
Na ja, unsere Ärztin würde sich köstlich amüsieren, wenn es nicht so ernst wäre. Selbst Laien wissen, dass es in der Höhe auf Grund der Austrocknung und verschiedenen Anpassungsvorgängen zu einer gefährlichen BLUTEINDICKUNG kommt, die unter ungünstigen Umständen wohl für eine Reihe von Höhentodesfällen verantwortlich ist. Wie ein Gehirn teilweise abgeschaltet wird, wird mir wohl ein Rätsel bleiben, und wie ein Roboter in über 8000 m Höhe Eisschrauben setzt, Sicherungsseile legt und ausgesetzte Gipfelgrate klettert, würde mich auch mal interessieren. Die beiden Reporter sollten bei der Auswahl ihrer "beratenden Insider" wohl etwas sorgfältiger vorgehen.

Ich möchte auf der folgenden Seite den Expeditionsverlauf seit dem letzten Bericht vom 4.5.2000 aus meiner Sicht darstellen. Besonders auf den Gipfeltag und den folgenden Tag möchte ich näher eingehen, um weitere Spekulationen angeblicher Fachleute über Bernds Tod zu vermeiden.

Frank Meutzner

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