Der Berg

Der Manaslu liegt im nepalesischen Teil der Himalaya-Kette, unweit der tibetischen Grenze. Der Name "Manaslu" stammt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt soviel wie "Seele des Himalaya". Früher wurde die Höhe der Gipfelfelsen mit 8156m angegeben, seit mehreren Jahren wird jedoch eine Höhe von 8163m als exakt angesehen.

Das gesamte Massiv des achthöchsten Berges der Erde besteht aus einer hochgelegenen Kammlinie mit nord-südlichem Verlauf, auf der sich auch die höchsten Gipfel, der Manaslu selbst, der Peak 29 (7835m) und der Himalchuli (7893m) befinden. Die beiden letztgenannten liegen zwar deutlich unter der magischen 8000-Meter-Marke, bringen es in der Liste der höchsten Berge der Erde aber immerhin noch auf die Plätze 20 und 24. Zahlreiche niedrigere Gipfel entragen den kleineren Seitenkämmen und machen den gesamten Gebirgszug zu einem beeindruckenden Ensemble aus Fels und Eis. Abgegrenzt wird der Manaslu Himal im Norden und Osten durch den Buri Gandaki River, der die Grenze zum hochaufragenden Ganesh Himal markiert. Im Süden und Westen bildet der Marsyangdi River eine tiefeingeschnittene Schlucht, auf deren gegenüberliegender Seite die Annapurna-Gruppe bis in eine Höhe von 8091m aufragt.

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Bereits wenn man mit dem Bus von Kathmandu aus in Richtung Gorkha oder Pokhara fährt, erkennt man aus dem Fenster blickend zur Rechten die drei Hauptgipfel des Manaslu Himal, deren Silhouetten sich dem wechselnden Blickwinkel entsprechend verändern. Kommt man im Verlauf einer Trekkingtour näher heran, wird der gigantische Gebirgskamm des Manaslu Himal zur dominierenden Berggestalt.

Die dramatische Ersteigungsgeschichte des Manaslu setzt im Vergleich zu anderen Achttausendern erst relativ spät ein. So wurde der achthöchste Berg der Erde erst 1950 des erste Mal fotografiert, während der nicht weit entfernte Annapurna bereits von einer französischen Expedition als erster Achttauisender der Geschichte bestiegen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten am Mount Everest oder Nanga Parbat schon zahlreiche Unternehmungen stattgefunden, denen ein Gipfelerfolg allerdings bis dato versagt geblieben war. In der Folge beschäftigten sich hauptsächlich die Japaner mit dem Manaslu. Probleme bereiteten den ersten Expeditionen jedoch nicht nur die Tücken des mit objektiven Gefahren reichlich gespickten Eisriesen, sondern auch die Einwohner von Samagoaon, eines Dorfes nordöstlich unterhalb des Berges und Ausgangspunkt für die vergletscherte Nordostflanke. Die Dorfbewohner sahen in den Besteigungsversuchen eine Störung der Ruhe der Geister und somit die Ursache großer Unglücke und schwerer Krankheiten. So mußte 1954 eine japanische Expedition unverichteterdinge wieder abziehen, nachdem sie von den Dorfbewohnern mit Steinwürfen vertrieben worden war. Großzügige Geschenke stimmten die Einheimischen in den Folgejahren friedlich, und so gelang den Japanern 2 Jahre später die erste Besteigung des 8163m hohen Bergriesen. Am 9. Mai 1956 standen Tosho Imanishi und der Sherpa Gyaltsen Norbu als Erste auf dem Gipfel. In der Folgezeit war es wieder ruhig um den abgeschiedenen 8000er und erst 1971 erreichten die nächsten Bergsteiger den Gipfel. Auch diesmal waren es Japaner, die eine neue, schwierige Aufstiegsroute durch die jungfräuliche Nordwestwand legten. 1972 stieg eine Tiroler Bergführermannschaft über die Südwand auf, aber nur Reinhold Messner konnte den höchsten Punkt erreichen; Franz Jäger und Andi Schlick verloren im Schneesturm auf ca. 7500m ihr Leben - ein hoher Preis für eine Bergbesteigung. 1973 stehen Günther Schmatz und Sigi Hupfauer der erste Deutsche gemeinsam mit ihrem Sherpa Urkien Tshering auf dem Gipfel des Manaslu. In den nachfolgenden Jahren sind regelmäßig Expeditionen aus aller Herren Länder am Manaslu unterwegs. Trotz moderner Ausrüstung und immer besseren Kenntissen über das Bergsteigen in extremen Höhen bleibt die Erfolgsquote gering. Extreme Schneefälle und die häufigen Wetterstürze machen den Manaslu unberechenbar, und so kommt es, daß er auch heute noch einer der relativ unbekannten Achttausender mit nicht übermäßig vielen Besteigungen ist.

Manaslu ´99