Marpha,
09.04.2003, 12.00 Uhr

Liebe Leser,

den ersten Teil unserer Expedition, die Akklimatisationstour, haben wir gut hinter uns gebracht. Alle sind wohlauf und gesund. Höhenmeter haben wir reichlich gemacht. Um genau zu sein waren es 3845 Höhenmeter im Aufstieg und natürlich genausoviel im Abstieg. Nach unserem Ausflug am 05.04. von unserem 1. Lager ging es am nächsten Morgen weiter.

06.04.2003 Nach einem herrlichen Frühstück bei schönstem Sonnenschein im Freien und dazu einem fantastischen Blick auf den Dhaulagiri starteten wir gegen 9.00 Uhr. Der Weg führt immer leicht ansteigend am Hang entlang, vorbei an einfachen Steinhütten wo die Viehhirten bald ihr Quartier beziehen werden.
Das Wetter ist an diesem Vormittag vom Feinsten. Die gesamte Bergkulisse im Umkreis ist ohne ein Wölkchen vor strahlend blauem Himmel zu bewundern.

Dhaulagiri, Tukuche Peak, Dhampus Peak, Tsartse und Tashi Kang in unserem Rücken, rechts von uns Nilgiri und Tilicho Peak, da fällt einem der Aufstieg nicht so schwer. Natürlich nutzen wir das Wetter für ein paar Filmaufnahmen. Zum Glück habe ich willige Protagonisten, die bereit sind vier, fünfmal das gleiche Wegstück zu gehen. Gegen 12.00 Uhr erreichen wir dann einen schönen Platz auf einer kleinen Wiese mit einem Bächlein. Das Küchenteam ist schon da und hat bereits das Küchenzelt errichtet. Aber das war ein wenig voreilig. So schön wie der Platz auch ist, mit 4100 m Höhe ist er uns zu tief für unser Akklimatisationskonzept. 4400m, 4500m hoch sollte es sein damit wir dann später wenn es zum Tsartse geht keine Probleme bekommen. Der Küchenjunge, der schon mal hier war, sagt weiter oben direkt hinter einer Bergkuppe gibt es noch ein Camp, ca. 1 Stunde bis dorthin soll es sein. Wir schätzen das es noch ungefähr 300 Höhenmeter sein werden. So wird wieder alles zusammengepackt und weiter gehts. Doch es ist weiter als gedacht. Knapp zwei Stunden sind wir unterwegs und nun 4600m hoch. Vielleicht schon ein bißchen zu hoch aber vorher gab es keine Möglichkeit zu campen.
Mittlerweile hat es sich zugezogen und dunkle Wolken ziehen aus dem Kali Gandaki Tal herauf. Und gerade als wir beginnen die Zelte aufzubauen beginnt es wie verrückt zu schneien. Der Schneefall hält bis in die Abendstunden an, ca. 10 cm Neuschnee.

07.04.2003 7.30 erreichen die ersten Sonnenstrahlen die Zelte. Alle haben die Nacht in der neuen Höhe ganz gut überstanden. Bis auf ein paar schwache Kopfschmerzen
gab es keine ernsthaften Probleme. Wir wollen heute zum Paß und eventuell bis zum Tilicho Lake hinuntersteigen und dann wieder in unser Lager zurückkehren.
9.00 Uhr starten wir, Shera, ein Helfer des Küchenteams, begleitet uns. Mingmar wird später folgen. Der Weg ist ziemlich verworren, immer wieder schlagen wir Haken. Um so weiter hoch wir kommen um so mehr Schnee gibt es. Zum Glück aber bei weitem nicht soviel wie wir in Kathmandu nach den Infos angenommen hatten. Im ungünstigsten Fall sacken wir 30-40 cm tief ein. Der Weg zieht sich lange hin. Laut Karte soll der Pass 5000m hoch sein. Die Marke haben wir allerdings schon eine Weile überschritten. Endlich nähern wir uns dem scheinbar höchsten Punkt. Rechts ist aber auch eine Wegspur zu sehen, die auf den rechten Grat führt. Keiner weiß wo es nun richtig ist. Wir beschließen als erstes mal geradeaus zu gehen und zu schauen wie es dort aussieht. Und immer noch geht es ein Stückchen hoch. Dann endlich haben wir es geschafft. Wir sind am Grat angelangt und immerhin 5380m hoch.
Doch der Pass ist hier nicht und vom See ist nichts zu sehen. Wir sind an einem Seitental rausgekommen. Aber der Blick in dieses Tal und nach Mustang ist beeindruckend. Wir machen erstmal Rast. Zweihundert Höhenmeter über uns ein kleiner Gipfel, aber die richtige Motivation durch den Schnee da aufzusteigen hat keiner mehr. Wenigstens zum Paß will ich mit Götz nochmal aufsteigen, um zum See zu schauen. Aber daraus soll nichts werden. Wir steigen erst wieder ein Stück ab und queren dann nach links wo die Wegspuren oben am Grat zu sehen sind. Doch das Gelände wird immer steiler und der Schnee ist nicht gerade vertrauenserweckend, Ca. 20cm weicher Schnee darunter eine harte Schicht und dann Altschnee, also optimal für Schneebretter.

Ein paar mal hat es auch schon geknacht im Schnee und so beschließen wir ca. hundert Meter unterm Paß abzubrechen. Die Gefahr mit der "Abendlawine" abzugehen ist uns zu groß. So haben wir zwar den See nicht gesehen aber uns Ziel, uns zu akklimatisieren, auf jeden Fall erreicht. 13.00 Uhr Abstieg. Direkt über die flachen Schneefelder hinunter geht es natürlich viel schneller als hochzu. 14.00 Uhr sind wir schon wieder im Camp und lauschen an der Matratze, wie man so schön sagt. Nachmittags die übliche Wetterveränderung aber der Schnefall bleibt diesmal aus.

08.04.2003 Heut gehts zurück nach Jomoson. Ursprünglich wollten wir nochmal auf 3500m schlafen aber soweit ist es nicht zurück und weiter unten zu schlafen ist für die Akkli auch besser. Ziemlich zügig streben wir abwärts. Natürlich tut auch der Gedanke an ein kühles Blondes sein übriges. Nach vier Stunden sind die ersten schon unten und genießen die letzten Sonnenstrahlen im stürmischen Jomoson.

zoom09.04.2003 Marpha, 2600m hoch ist unser heutiges Ziel. Eine ganz kurze Etappe, nur eine Wegstunde von Jomosom. Wir sind beizeiten gestartet so das wir nur wenig Wind hatten. Am späteren Vormittag wird es ansonsten richtig unangenehm und stürmisch. Dazu gibts sehr viel Staub, der alles eindreckt. Unser Gepäck für den Tsartse, was über das Kali Gandaki heraufgetragen wurde, ist bereits da und wir können die letzten Dinge packen. Die letzte Nacht für lange Zeit in einem richtigen Bett. Sind im Mountain Village Hotel untergebracht. Jetzt muß noch das Trägerproblem gelöst werden. Denn es ist schwer für diese Aufstiegsroute über den Dhampuspass Träger zu bekommen. Der Weg ist steil und schnell gewinnt man an Höhe. Vor Jahren ist hier ein Träger am Dhampuspass an Höhenkrankheit gestorben. Er war zu schnell aufgestiegen. Seit dem haben die Träger Angst und gehen lieber den Weg von Beni durch das ganze Tal hinter dem Dhaulagiri entlang. Aber Mingmar wird das schon hinkriegen. Eventuell bekommen wir ein paar Maultiere. Die Bedingungen oben am Pass sollen ganz gut sein, wenig Schnee. Ein Einheimischer aus Marpha ist gestern dort oben gewesen. Wir werden sehen wie alles wird.
Die Planung für die nächsten Tage sieht folgendermaßen aus. Morgen nach Yakarka, ca. 4000m, tags darauf zum Lager unter Dhampuspeak. Die Träger, die neu hinzugekommen sind, bringen leichtes Gepäck an diesem Tag in das Lager und steigen wieder nach Yakarka ab. Denn auch sie müssen sich erst akklimatisieren. Am 12.04. wollen wir erkunden wo genau unsere Basislager aufgebaut werden soll und die Träger bringen das restliche Gepäck hoch. Am 13.04.2003 soll das Basislager errichtet werden. Soweit die Planung wie die Realität aussieht wird sich zeigen.

Die nächste Meldung werden wir wahrscheinlich nach Ankunft im Basislager senden.

Herzliche Grüße aus Marpha sendet im Namen aller Teilnehmer
Frank