Im Westen
Tibets, im Norden des Dreiländerecks Nepal, Indien und Tibet
befindet sich eine der eindrucksvollsten Landschaften der Erde. Der
Mittelpunkt dieses natürlichen Mandalas liegt zwar am Kailash
aber der höchste Berg ist mit 7728m der Gurla
Mandhata, der dritthöchste Berg, der vollständig
in China liegt. Er gilt ebenfalls als heilig und wird als weibliches
Gegenstück des männlichen Kailash
angesehen. Außerdem soll der Gurla, aus der Luft betrachtet,
die Form eines Swastika, eines Hakenkreuzes, des uralten hinduistischen
Symbols für Sonne und Energie haben.
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Gurla
Mandhata vom Manasarowar See aus gesehen (Foto©: Tim Wirsching) |
Der Gurla Mandhata oder auch Naimo Nani
wie ihn die Tibeter nennen darf allerdings im Gegensatz zum Kailash
bestiegen werden. Naimo Nani bedeutet "Der Sohn des Siegers"
und entsprechend des Namens überragt der Gurla Mandhata alle Berggestalten
der Umgebung und erhebt sich breit und wuchtig über den Wassern
des Manasarowar Sees.
Bereits im Jahre 1905 besuchte der bekannte
schwedische Asienreise Sven Hedin die Gegend um Kailash und Gurla
Mandhata. Damals waren die Anstrengungen einer solchen Reise in den
entlegensten Winkel Tibets enorm. So erreichten auf Hedins Marsch
von Ladakh zum Kailash und weiter über
den Transhimalaya nach Lhasa von 36 Mauleseln und 58 Pferden gerade
einmal fünf Pferde und ein einziger Maulesel Shigatse.
Trotz dieser Anstrengungen und Gefahren
schon beim Anmarsch erfolgte im gleichen Jahr der erste Besteigungsversuch
am Gurla Mandhata durch den späteren Teilnehmer der britischen
Everest Expedition von 1922 Thomas George Longstaff. Er erreichte
fast 7000m und überlebte ein Lawinenunglück. In den 30ziger
Jahren kam dann Herbert Tichy aber erst im Mai 1985 erfolgte die Erstersteigung
des Berges durch eine Chinesische - Japanische Expedition. Bis heute
weist der Berg nur eine geringe Anzahl von Besteigungen auf, wahrscheinlich
haben noch keine zehn Expeditionen seinen Gipfel betreten.
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Gurla
Mandhata vom Westen |
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Die Alpinisten wollen den Berg über
seine Westflanke vom Pass Gurla La aus besteigen. Bis zum Gurla La,
in eine Höhe von 4600m kann gefahren werden. Von da erfolgt der
Transport mit Yaks in das vorgeschobene Basislager auf ca. 5400m.
In der weiten Westflanke müssen jetzt noch mindestens zwei Lager
errichtet werden. Auf dem Weg zum Gipfel gibt es mehrere Steilstufen,
die zum Teil aus Eis und auch aus kombiniertem Gelände bestehen.
Die Hauptschwierigkeit ist eine solche Stufe kurz unterhalb des Gipfelgrates,
die dann vor allem wegen der großen Höhe schwierig zu klettern
sein wird. Im Anschluß an diese Stufe erfolgt der lange Grat,
der in der höchsten Spitze des "Sohnes des Siegers"
endet. Der Ausblick von da oben dürfte, schönes Wetter vorausgesetzt,
großartig werden. Im Norden liegt der Kailash und im Westen
der gewaltige Nanda Devi, der höchste Berg Indiens. Im Süden,
greifbar nahe, steht das beeindruckende Bild des Api Himals und nach
Osten soll an klaren Tagen der Blick bis zur Shisha Pangma reichen.
Neben der großen Höhe und der
Kletterei an den Steilstufen stellen die immer wieder auftretenden
Stürme das größte Problem auf dem Weg zum Gipfel dar.
Diese Stürme können in wenigen Minuten ohne vorherige Warnungen
über den Berg hereinbrechen und treffen den langen Westgrat mit
voller Wucht, da der Gipfel des Gurla Mandhata völlig freistehend
in den Himmel Tibets ragt.
Die Expedition wird "by fair means" durchgeführt, d.h.
auf den Einsatz von Hochträgern und die Verwendung von Flaschensauerstoff
wird verzichtet. Sämtliches Material soll nach Ende der Expedition
vom Berg entfernt werden.
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